Research 2013

Research 2013

© Jennifer Lacey

Jennifer Lacey & Valentina Desideri
PRO SERIES | Dario Argento, Rebecca Horn and Dan Flavin walk into a bar... (July 16-26)

© Jennifer Lacey
Pro Series
16.7.–26.7.
11:00–18:00
TQW 2

Dario Argento, Rebecca Horn and Dan Flavin walk into a bar…

Liebe angehende TeilnehmerInnen,
unten ist eine Projektbeschreibung. Ich habe beschlossen, dieses Projekt im kommenden Jahr so oft wie möglich zu machen. Bei ImPulsTanz werden wir zusammen daran arbeiten. Die Details sind noch nicht ganz fixiert, aber es ist ziemlich sicher, dass wir in relativ regelmäßigen Abständen kleinere Performances zeigen werden, um daraus wiederum neue entstehen zu lassen. Es geht jedenfalls in diesem Pro Series Projekt nicht darum eine richtig große Abschluss-Performance zu gestalten, sondern viel mehr, einfach zu TUN. Es ist also mehr prozess-orientiert. Am Ende wird dieses Projekt wahrscheinlich in einer Ausstellung münden.
Ich lade euch dazu ein, dieses Projekt mit mir zu praktizieren – wir arbeiten für mich oder nebeneinander. Die wundervolle Valentina Desideri wird in der zweiten Woche dazu stoßen.

Dario Argento, Rebecca Horn and Dan Flavin walk in to a bar…

Der Inhalt dieses Projektes setzt sich aus einer fiktiven Allianz aus Arbeiten zusammen, die nicht meine eigenen sind: Susperia (Film von Dario Argento), der Eintänzer (Film von Rebecca Horn) und einen Katalog von Dan Flavin, der zwischen 1976 und 1977 entstanden ist (die Produktions-Zeitspanne der beiden Filme).

Die Filme, einer davon farbenprächtig, blutig und verschnörkelt, der andere weiß und cremig bürgerlich, beide stützen sich auf hermetische TANZwelten, wie sie von Nicht-Tänzerinnen ausgemalt werden. Tanz ist nicht das Thema; es ist ein Verhalten, das die Stimmung prägt. Beide sind sehr seltsam. Die Pausen zwischen stilisierten Dialogen und eindringlichen Bildern, bieten einen unwiderstehlichen choreografischen Raum.

Diese beiden Filme sind voll und leer zugleich; sie bestehen aus obsessiv-detaillierten Bildern. Die Handlungen sind oberflächlich und experimentell. Ich finde, dass beide Filme bizarre Übereinstimmungsbereiche haben, die mehr als einen simplen Vergleich hervorbringen.

Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Bereiche zu „praktizieren“, bis ein dritter äußerer Raum entsteht. Die Arbeit von Dan Flavin mit ihrer stillen Beharrlichkeit auf festlichen Formalismus und die sentimentalen Werktitel (immer einer Person gewidmet) wird zum unbekannten Gast, der eine Konversation möglich macht. Er ist eine Intuition. Diese Arbeiten sind keine Inspirationen, sie sind meine Kollegen, ein Territorium.

Das Praktizieren dieser Arbeiten basiert auf einer Übersetzung in eine Praxis mit verschiedenen faszinierenden Elementen: zielbestimmte, stumpfe Aktivität an den Ecken und Enden; zwielichtige Nachbearbeitung von Zwanziger und Dreißiger Glamour-Körpersprache durch den Stil der Siebziger; Kostüm- und Prothese-Performance; ein Hauch von spürbarer Erstarrung; unangemessene Overdubs, die das Gesicht in eine abstrakte Bewegung versetzen; das Berühren; absurde Choreografie von heterogener an Klassischen Tanz angenäherte Bewegung; die ständige Wiederkehr von Körperformen, die „expressiv“ sein sollen, es aber nur durch den Stilbruch zustande bringen; träge und falsche Bewegungen von Schauspielern, die so tun als wären sie Tänzer in Ruhelage; eine oszillierende Farbenpracht für das Ausdruckstanz-Solo; der Luxus eines leeren Raumes, der für den Tanz gedacht ist, aber dann doch nur statisch bleibt; die einzelnen Noten einer grusligen Melodie; die summenden Harmonien eines gesättigten Schreis; performative Konzentration, die als Stillleben gefilmt ist und vieles mehr. Irgendwo in diesen Arbeiten ist der Schatten der Jahrhunderthälfte eingebettet, sowie westliche konterkulturelle Mystik, die durch verschiedene Kunstsiebe gefiltert wird: experimentelles Konzept, Technicolor Filter, späte künstlerische Cannon. Ich glaube, dieses Projekt stellt den Kontakt zu diesem Schatten her.

Diese Arbeit wird modular sein, es wird nur an zwei Faszinationen auf einmal gearbeitet, um den Effekt im Körper und in der Zeitspanne zu erweitern. Mit jedem Modul möchte ich das Forschungsfeld so gut wie möglich verringern; eine Idee pro Performance. Die Dauer der Performances wird stark variieren – zehn Minuten bis zu ganztägig. Die Module werden auf verschiedene Institutionen und Performanceorte verteilt. Jedes Modul wird abhängig von den Gegebenheiten produziert: Ort, Zeit, Geldmittel.

Es ist das erste Mal seit langem, dass die Faszination von Bildern, oder eigentlich Faszination an sich, der Motor für die Kreation eines körperlichen Zustands ist. Es fühlt sich wie Hingabe an. Wie ein Mysterium. Ich weiß nicht mal, ob es ein guter Zeitpunkt für dieses Projekt ist, und genau das macht mich neugierig.

Jennifer LaceyValentina Desideri
© Jennifer Lacey
© Karolina Miernik
© ImPulsTanz - All rights reserved
Date: 28.03.2024, 13:41 | Link: https://impulstanz.com/research/id2356/