Research 2014

Research 2014

© Sacha Osaka

Karine LaBel & Angela Vadori
Vodou Goes East - Challenging European Contemporary Dance

© Sacha Osaka
Field Project
4.8.–8.8.
13:00–19:00
TQW 2

Vodou Goes East

Eine Aufforderung an den Europäischen Zeitgenössischen Tanz

Die erste Assoziation mit dem Wort Vodou ist meist die Puppe mit den Nadeln, vielleicht Blut und Zombies. Nur wenige kennen ihn als ein lebendiges System von verkörpertem Wissen, ein Tanz- und Glaubenssystem. In diesem Field Project wird erforscht, warum haitiansicher Vodou Tanz im Kontext von europäischem, zeitgenössischen Tanz & Performance missinterpretiert wird, inwiefern die (unreflektierten) Anschauungen herausgefordert werden können und wie aus dem Verständnis des Körpers ein Ort des Wissens und des Widerstands gemacht werden kann.

Haitianischer Vodou Tanz ist stark mit dem afrikanischen Holocaust verknüpft, bei dem Millionen von Menschen starben, versklavt oder aus ihrem Kontinent vertrieben wurden. Das ästhetische System des Vodou Tanzes als Bindegewebe der afrikanisch-haitianischen Kultur, zieht sich durch das Glaubenssystem, das Wirtschaftssystem, das politische System und das Sozialsystem. Es kann nicht einfach als eine Performance oder als Repräsentationssystem verstanden werden. In seiner Rolle als Bewahrer des Wissens und der kulturellen Identität, wurde der Körper während der afrikanischen Diaspora zu einem Ort des Widerstands.

Indem wir in das eintauchen, was dem europäischen Durchschnitt als „exotisches“ ästhetisches System erscheint, öffnet sich ein Raum für eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Zugehörigkeit. Außereuropäische Kunst findet nicht nur kaum einen Platz in der sozial-/politisch-engagierten europäischen zeitgenössischen Performance, sie wird manchmal auch in den Herkunftsländern als „geringfügige Praxis“ diskriminiert.

Welche Stellung also könnte Vodou Tanz in der zeitgenössischen Kunstpraxis möglicherweise einnehmen? Die Vermittlung zwischen der Arbeit in einem Bereich, in dem Vodou Tanz nicht kulturell eingebettet ist und der Bereitstellung eines Ortes für die Reflexion (im Gegensatz zu einem Frontalunterricht von vorgefertigten Codes), hat uns dazu veranlasst, bestimmte Aspekte einer kulturellen Praxis in Beziehung zu einer anderen, hervorzuheben. Es ist eine Vermittlung, die notwendigerweise zu fälschlichen Übersetzungen, Missdeutungen und Missverständnissen führen muss, wenn auch nur aufgrund der Entwurzelung einer Tanzform, die Teil eines größeren Systems ist. Aber genau dieses Scheitern öffnet den Weg zu einer kreativen Auseinandersetzung, neuen Bedeutungen und kritischer Reflexion. Wie können wir mit diesen Missdeutungen in der Praxis aufräumen und wie wirkt sich das wiederum auf die Praxis aus? Wir fragen uns, wie eine lebendige Praxis entstehen, sich verdichten und Sinn stiften kann, wenn die gegebene kulturelle/religiöse Struktur nicht gegeben ist. Wie kann diese Praxis den tanzenden Körper als sozialen und politischen Ort beeinflussen?

Karine LaBelAngela Vadori
© Sacha Osaka
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Date: 29.03.2024, 13:50 | Link: https://impulstanz.com/research/id2584/