Research 2007

Research 2007

© ©DD Dorvillier & Laurent Ziegler

DD Dorvillier &
Jennifer Lacey
ProSeries: Vampire Theresa

© ©DD Dorvillier & Laurent Ziegler
Adv+
Pro Series
Week 3, 30.7.–3.8.2007
11:00–17:00
DA
Vampire Theresa TanzkünstlerInnen erhebt euch! All unsere Arbeiten sind sakrosankt und unberührbar! Sie sind kostbar und brilliant in ihrer Einmaligkeit! Aber wartet! Wir arbeiten in einem ephemeren Medium – kein Einsatz an Video, Touring oder Dokumentation wird unsere super besondere, geliebte Leistung vor ihrem ständig fortwährenden Verfall und Sterben retten. Er passiert, während sie passiert, und das ist es. Das ist natürlich offensichtlich; es ist kaum einmal einen Gedanken wert. So, warum passiert dann trotz dieser Tatsache so viel von unserem Diskurs auf der Ebene der geschriebenen/gesprochenen Sprache? Das ist kein Negativum – eine gute Arbeit (oder eine sehr, sehr schlechte Arbeit) entfesselt tolle Konversationen und stimuliert uns, generiert Ideen und fordert den gefürchteten Status quo heraus. Aber das ist eine andere Konversation als jene unserer Arbeit, eine lebendsnotwendige Konversation, aber eine parallele. Aber was, wenn wir die Kirche im Dorf lassen und uns und unsere Körper in einem kritischen Diskurs engagieren, unsere Gedanken, Meinungen und Worte in Aktion umsetzen. Welche Form würde produziert werden? Glaubst du, eine Arbeit kann besser sein? Hier gibt es die Gelegenheit, sie besser zu machen, oder vielleicht nicht besser, einfach anders, falsch, schlechter, extremer oder was auch immer. Nimm Kritik als körperliche und großzügige Aktivität. Zerstöre die Form und schau dir vielleicht mit an, daß die Arbeit verdächtig ganz bleibt, saug ihren Inhalt heraus und erlebe, wie der Rahmen in neuer Bedeutung glänzt. Kann Großzügigkeit unbarmherzig sein? Können wir unsere Arbeiten öffnen und daran glauben, daß Transformationen wie erfrischender Urlaub sein können? Können wir mit unseren Händen in das Innere von dem Etwas von jemand anderem greifen, die Gedärme herausziehen und sie durchschütteln, um eine wohltuende Zusammenfassung zu machen? Können wir das wie eine liebende Großmutter tun? Vampir Theresa sagt ja! Vampir Theresa sagt: stelle deine Tanzpraxis in den Dienst der Transzendenz der Form! Das ist, was, so glauben wir, in diesem Workshop passieren wird: DD und Jennifer werden je eine Arbeit voneinander stehlen, anpassen, borgen und/oder annehmen. Etwas, das schon ein kurzes Leben hat, eine Identität, oder einen Ruf, wenn du willst. Wir werden dann liebend und skrupellos die Nähte des besagten Produkts wieder öffnen, um Praktiken für die Gruppe zu gestalten. Die Gruppe wird auch Vorschläge machen, wie wir das Blut aus besagter Arbeit saugen, sie in alternative Praktiken umgestalten (ihr werdet vor eurer Ankunft Zugriff auf Dokumente haben). Das wird unser kritischer Diskurs, einer, der vielleicht sogar eine neue Form zu produzieren vermag. Jennifer glaubt, daß es gut wäre, auch die Projekte von WorkshopteilnehmerInnen zu involvieren. Das ist heikel, weil du deine Arbeit für den Verzicht darauf öffnen können mußt. Als Angebot muß sie eine klare Form haben, wenn nicht sogar ein vollendetes Projekt sein. DD glaubt, daß dies ein guter Vorschlag ist, und vermutet, daß es dank des reichen Überflußes an Formen im Universum genug Material sogar in einer einzigen Arbeit gibt, um eine Ewigkeit damit weiterzugehen. Sie sagt „die Arbeit gehört jenen, die sie praktizieren“. Ist das wohlwollendes Recycling oder unverfrorener Kannibalismus? Wir bitten um Aufmerksamkeit! In diesem Workshop geht es NICHT um unverworrene Information, wie deine (oder unsere) Arbeit gut oder sogar besser zu machen ist. Es könnte darum gehen zu erfahren, was wirklich wahr ist an ihr, während du beobachtest, wie sie zerstört wird. Keine Sorge, am Ende kommt sie ungeschoren aus dem Feuer. (Wir) DD und Jennifer arbeiten zusammen, sind aber nicht immer einer Meinung. Im Sinne des Projektes werden wir Raum für unsere Meinungen machen, die ersten beiden, aber weder die letzten noch die stabilsten in der Konstruktion von Vampir Theresa (möge sie noch lange regieren!). Vampir Theresa wird sich selbst in den ImpulsTanz-Organismus begeben. Uns an der rasenden, wunderbar lernbegierigen Energie nährend, werden wir versuchen, uns davonzustehlen, um die eine oder andere Klasse zu nehmen oder einfach zu spionieren. Wir bringen dann Frischfleisch zurück, um unsere Nächsten spirituell zu erleuchten. Wärst du jemand aus einer bestimmten Art Datenkultur, würdest du dies vielleicht „open source“ nennen, abgesehen davon, daß diese Quelle nicht wirklich offen ist, anstattdessen ist es sowohl angeboten als auch gestohlen. Die Formen der Arbeit bleiben so besser erhalten, um ihre Grenzen zu überschreiten. DD Dorvillier DD Dorvillier arbeitet seit 1989 in New York City an experimentellen und multimedialen Tanz- und Theaterperformances für The Kitchen, PS122 und Danspace Project, sowie für Nachtklubs, Galerien und ortsspezifische Umgebung. Sie hat mit einer Reihe von Künstlerinnen, wie Jennifer Monson, Jennifer Lacey, Yvonne Meier, Sarah Michelson, Karen Finley u.v.a.m. gearbeitet. Seit 1996 arbeitet sie intensiv mit dem Regisseur und Theaterautor Peter Jacobs zusammen, mit dem sie die human future dance corps initiierte. Seit 1995 ist sie zertifizierte Lehrerin für Skinner Releasing Technique und gibt international Workshops in SRT, Improvisation und Komposition. Sie war Artist in Residence bei Movement Research und gastweise Mitherausgeberin des "Release"-Doppelheftes des MR Performance Journals sowie Co-Kuratorin des Movement Research Festivals 2004 und 2005. 2000 erhielt sie das NYFA Choreography Fellowship und wurde 2003 zusammen mit dem Komponisten David Kean mit zwei Bessies (DTW Dance & Performance Awards) für Choreografie und Soundpartitur von „Dressed for Floating“ ausgezeichnet. Jennifer Lacey Jennifer Lacey ist Choreografin und Performerin mit Basis in Paris und New York. Ihre Arbeit wurde und wird bei zahlreichen progressiven Festivals gezeigt, etwa im Tanzquartier Wien, Biennale d'Art Contemporain de Lyon, Centre Georges Pompidou, Kaaitheater, Klapstuk, PS 122, etc. Sie nimmt, so oft sie kann, an Improvisationsperformances und -festivals sowohl in den Staaten als auch in Europa teil. Als Tänzerin arbeitete sie mit vielen unabhängigen ChoreografInnen wie z.B. Randy Warshaw, Jennifer Monson, DD Dorvillier u.v.m. Sie lehrt auf internationaler Basis, ua am EDDC (Arnheim), beim ISSD (Japan), Charleroi/danses, Movement Research und Danspace (New York).
DD DorvillierJennifer Lacey
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Date: 29.03.2024, 07:40 | Link: https://impulstanz.com/research/id992/