SYMPOSIUM

for Dance and Other Contemporary Practices
Lace #1: Topographies of Touch

21.–23. Juli 2023
Volksoper Probebühne (Severingasse 7, 1090 Vienna)
& Online

Details & Updates hier.

TEILNAHME

Anmeldung und Online-Teilnahme sind nicht mehr möglich.

PREISE & KONTAKT

Zahle, was es dir wert ist. 
Minimum € 20,-
Empfohlen € 100,-

Deine Anmeldung wird erst gültig, wenn wir die Teilnahmegebühr erhalten haben.
Stornoregelung: Wenn du deine Teilnahme stornierst, behalten wir 20 Euro Stornogebühr ein. 

Wir bieten begrenzte Möglichkeiten, ehrenamtlich mitzuarbeiten. Die Vorort-Arbeit umfasst unterstützende Tätigkeiten bei den Abläufen, um alle Symposiumsteilnehmer*innen geschmeidig durch den Tag zu führen, für Getränke und Snacks zu sorgen, die Räume und den Garten im Blick zu haben, den Veranstaltungsort am Freitag vorzubereiten und am Sonntag aufzuräumen. Bei Interesse schreibe an symposium@impulstanz.com.

Du hast Fragen zur Teilnahme und/oder zur Anmeldung? Bitte kontaktiere workshopoffice@impulstanz.com.

SCHEDULE

Das Symposium wird in Englisch gehalten.
Kuratiert von pavleheidler und Deirdre Morris

© IDOCDE
© Efva Lilja
© IDOCDE
© IDOCDE
© IDOCDE
  1. Programm
  2. Eröffnung & Panels
  3. Deep Dives
  4. Residency: MA – Pregnant Nothingness#2
  5. Residency: Ecotone#2
  6. Biografien

PROGRAMM

Lace #1: Topographies of Touch bringt Expert*innen, die an der Schnittstelle von Kunst, Forschung und Aktivismus arbeiten, zusammen, um die Herausforderung des Orts in seiner Einschränkung auf seine gegebene Spezifizität zu untersuchen und Strategien für gelingende interpersonelle und transkulturelle Kontaktaufnahme im Zeitalter von Gentrifizierung, Polarisierung und Segregation zu erforschen. Lace #1: Topographies of Touch wird charakteristische Formate anbieten, die von und für Praktizierende kuratiert und veranstaltet werden.

Topography, nach dem Oxford Dictionary für Englisch, bringt die ursprünglichen Worte topo-, das vom antiken Griechisch für Ort kommt, und -grafie, allgemein mit Schreiben assoziiert, zusammen. Anders als bei Choreografie jedoch, wo -grafie traditionell mit Schreiben assoziiert wird, weist -grafie in Wissenschaften, wie der Geografie, diese Wissenschaft als beschreibend aus. Topografie kann so als Wissenschaft verstanden werden, die beschreibt, benennt und damit den Ort in seiner Verortung anerkennt, seiner Spezifizität, seiner Gegenwart und seiner Geschichte.

Wenn beschrieben, benannt und anerkannt, wird das Abstrakte – die Verortung, Spezifizität, Gegenwart und Geschichte – empfunden, gefühlt. Es wird eine Erfahrung der Farbe, des Klangs und der Stofflichkeit, es wird ein Ausgangspunkt für Weisheit und Indiz für Erkenntnis. Diese Aktivität macht Wichtigkeit und Wert evident, die die Betrachtung des Orts für jedwede (kritische) Forschung hat.

Topographies of Touch wird als Sammlung von Veranstaltungen konzipiert, von der jede als metaphorischer Ort verstanden wird, an dem Berührung in ihren kontextspezifischen Kapazitäten untersucht wird. Die Spannbreite von Kontexten, für die wir uns heuer entschieden haben, umfasst eine Vielfalt an Verhältnissen: Mensch-zu-Mensch, Mensch-zu-Praxis, Mensch-zu-Institution, Mensch-zu-Nicht-Mensch.

Panels werden von Expert*innen im entsprechenden Feld moderiert, die mehrere Panel-Teilnehmende unterstützen, sich mit und durch ihre Praxen und kritischen Reflexionen auszutauschen. Deep Dives bieten den Symposiums-Teilnehmer*innen ausgedehnten Kontakt zu einer Praxis erfahrungsbasierter Forschung an.

Zwei Residencys gehen dem Symposium voraus und werden ihre Prozessergebnisse beim Symposium im Format der Deep Dives mit allen teilen.

ERÖFFNUNG & PANELS

Eröffnung
Geleitet von Deirdre Morris, pavleheidler, Eszter Gál und Peter Pleyer, wird die Eröffnungszeremonie den Teilnehmer*innen das ImPulsTanz Symposium for Dance and Other Contemporary Practices vorstellen. Wie das Symposium selbst wird die Eröffnung in ihrer Struktur collageartig sein und auf verschiedene Formate zurückgreifen, um die Geschichte zu erzählen, wie das Symposium entstand, welchem Zweck es dienen könnte und was man tun könnte, um sein Potential zu heben.

Die Eröffnung beinhaltet eine angeleitete somatische Praxis. Bitte kleide dich so, dass du tanzen kannst, wenn du das möchtest.

Expanding Fields
Moderiert von Efva Lilja
Auf welche Herausforderungen treffen wir, wenn wir nicht innerhalb gegebener Strukturen bleiben, sondern uns für transmediale Kontexte entscheiden? Was sind die spezifischen Herausforderungen, die Künstler*innen und Forscher*innen erfahren, die durch und entlang der Erweiterung ihres Feldes arbeiten? Was können wir tun, um einen relevanten und kritischen Diskurs darüber zu unterstützen? Und ein Vokabular, das neue Arten der Kommunikation unterstützt?
Die Rolle der Künste ist, außerhalb dessen zu agieren, was wir schon zu wissen glauben. Neue Narrative, Bilder und Gedanken werden formuliert. Kreativität wird stimuliert. Oder? Dieses Panel adressiert Praxen, die transmediale Methoden der Forschung, Arbeit und Kommunikation generieren, Praxen, die Traditionen und Konventionen herausfordern, Vorstellungen von Werten und Nützlichkeit, vielleicht das Konzept von Kunst an sich. Treffen wir uns, tauschen wir uns aus und diskutieren wir von unseren unterschiedlichen Ausgangspunkten aus!
Text von Efva Lilja

Panel-Teilnehmer*innen: Eva Meyer-Keller, Jeroen Peeters, Lucie Strecker, Nikolaus Gansterer

3,6,9: Energetic touch and polymathic dancing
Moderiert von Mayfield Brooks
Wie können sich Improvisationspraxen durch Nummern und Archetypen verändern, die unterschiedliche Zugänge zu Berührung andeuten? Können wir den Status Quo herausfordern, wenn wir ungerade Konfigurationen im Tanz anpeilen, die über das Solo und das Duett oder über die Eins und die Zwei hinausreichen? Wie können wir die Folge unserer Handlungen in der Gegenwart sichtbar machen, wenn wir in Vielfachen jenseits der materiellen Welt und in unterschiedlichen Energiefeldern denken und uns auch darin bewegen? 3, 6, 9 ist eine Nummerngruppe, die die energetische Kraft einer Summe und seiner Teile hervorhebt und uns bestärkt, vom Singulären zum Vielfachen zu wechseln, sei es, dass wir den Körper als Zeit/Raum/Materie verstehen oder in umgekehrter Folge. Dieses Verständnis entfernt sich von der kapitalistischen Auffassung des Individuums, das mit einem anderen Individuum tanzt, und von Berührung als einfach selbst-befriedigende sensorische Empfindung. Was, wenn Berührung eine multidimensionale Erfahrung ist, die in allen von uns die interdisziplinären Wissenschaftler*innen weckt? Was, wenn die Prämisse ist, dass wir immer tanzen, immer in einem eigenartigen, exponentiellen und vielfachen Raum mit Ahnen, Klang, organischer Materie, architektonischen Umgebungen, empfindenden Wesen oder dem Kosmos? Wir verwenden 3, 6, 9 als Sprungbrett und werden in diesem Panel interaktive, assoziative und verkörperte Gespräche führen, in denen wir uns mit Arten auseinandersetzen, um mehrfach zu tanzen, Vorstellungen zu folgen und uns durch Bewegung und Improvisation zu verbinden.
Text von Mayfield Brooks

Panel-Teilnehmer*innen: Makisig Akin, Anya Clouds, Ismael Houston-Jones

Mediated Touch
Moderiert von Katy Dymoke
Berührung ist ein heikles Thema.
Das Thema Berührung ist anfällig für Polarisierung. Einerseits erkennt der Pro-Berührungsdiskurs Berührung als essentiell für menschliches Überleben und Entwicklung an, als Grundlage für die gesunde Beziehungen, für eine Sprache zum Gefühlsausdruck und für Emotionen jenseits von Worten und so fort. Andererseits fügt der Nicht-Berührungsdiskurs Berührung mit der Übertretung persönlicher Grenzen zusammen, als Verbindung zu Missbrauch und unberechtigter Aufmerksamkeit. Daraus resultieren Vorschriften in der Bildung, Pflege und in sozialen Umgebungen. Bei denen, die durch die Nicht-Berührungs-Vorschriften geschützt werden, zeigen sich Anlassfälle von Berührungsentzug und die Wahl oder Möglichkeit, Berührung zuzustimmen, ist „hinausreguliert“ – um Professionalist*innen vor Anschuldigung zu schützen und Empfänger*innen vor Missbrauch. Dieses Szenario reduziert Berührung auf eine eindimensionale Risikobewertung.
Wenn Berührung für persönliche und zwischenmenschliche Beziehungen grundlegend ist, wie können wir den Raum zwischen diesen Diskursen beleben und für Berührung und für sorgfältige Vorgangsweisen zu beiderseitigem Einverständnis argumentieren, um Inklusion zu ermöglichen und Entzug entgegenzuwirken? Jetzt können wir uns wieder treffen und berühren. Weitere Forschungen von Berührung erfolgten und stellen Beispielsfälle für „Konsens“ und „sichere Berührung“ zur Verfügung – und damit einen Ausgangspunkt zum weiteren Aufbau. Mit der Pandemie fühlten viele durch den Bildschirm und doch blieb ihnen Berührung vorenthalten, mit Sehnsucht nach Kontakt und mit der Notwendigkeit, darüber zu verhandeln, wie man sich bei Berührung wieder sicher fühlen kann.
Wie erleben wir Berührung jetzt?
Sind wir uns eines Berührungstaboos bewusst?
Unterliegen wir dem versteckten gesellschaftlichen Diktat auf Kosten von Berührung in unseren Leben? Kann der Pro-Berührungsdiskurs der Autorität durch Nicht-Berührungs-Vorschriften standhalten? Wie sprechen wir die Angst vor Gerichtsprozessen wegen unangemessenen/unberechtigten Berührungen an?
Text von Katy Dymoke

Panel-Teilnehmer*innen: Anne Juren, Vera Tussing

Intra-species Contact
Moderiert von Deirdre Morris
Das Panel trachtet danach, Evidenz für Wissenserwerb und Kreativität innerhalb des Feldes von Inter-Spezies-Kontakt zu sammeln. Wenn wir uns erfolgreich zu artübergreifenden Kontakten herausfordern – artübergreifend in Folge des westlich etablierten Kanons gedacht – wie übt diese Herausforderung einen größeren Einfluss auf den Kanon selbst aus? Damit Kontakt innerhalb der Art gelingen kann – im Sinne von Karen Barad – müssen wir voraussetzen, dass es noch keine abgegrenzte Spezies gibt, die dem Herstellen dieses bestimmten Kontakts vorausgeht. Das ist, weil jede dieser „Spezies“ sich selbst als „Spezies“ durch und aus diesem Kontakt erkennen muss, da Differenzierung selbst relational ist, sein muss und nicht absolut sein kann. Der Grund, warum wir bereits am innerartlichen Kontakt scheitern, noch bevor wir es versuchen können, ist zweiteilig. Zuallererst ist das Konzept von „Art“ so üblich, dass Robin Wall Kimmerer nur „george washington“ schreiben musste, um zu beweisen, wie üblich dieses Konzept und wie effektiv und gefühlsbeladen es ist. Zum zweiten, weil es das Wort Erkennungen nicht gibt. Spaß beiseite. Obwohl es kein Wort ist, ist „Erkennungen“ doch Schlüssel. Zumindest Schlüssel, um den Inhalt dieses Panels aufzuschließen. Denn: Was passiert, wenn wir Erkennungen nicht mutmaßen, sondern entdecken? Dieses Panel untersucht, wie erfolgreich die Auffassung von „menschlichem“ Kontakt zwischen „Mensch“ und „Nicht-Mensch“ Kontakt verhindert. Und warum! Dieses Panel wirft den Blick darauf, was „Mensch“ braucht, um in Kontakt zu treten oder im Begriff von Haraway „Verwandtschaft“ herzustellen, da „sich nichts von selbst macht“. Das Panel zeigt Geschichten von Kontakt, von Verwandtschaft, von affektiven Erfahrungen und von Wissenserwerb, der sich durch und innerhalb der Verwicklungen zwischen allen Materien-Wesen dieser Erde entfaltet.
Text pavleheidler und Deirdre Morris

Panel-Teilnehmer*innen: Alex Bailey, Amaara Raheem, Gabriella Zeno

DEEP DIVES

Deep Dive: Shuffling in the tall grass
Alex Bailey

„Mein Deep Dive geht auf meinen aktuellen kooperativen künstlerischen Prozess ein, den ich derzeit für eine Performance im März 2024 entwickle. In dieser sehe ich mich die Autorenschaft über eine Theaterperformance mit einem achtjährigen Hund namens Salat teilen. Vieles unserer gemeinsamen Arbeitszeit könnte als „durchs hohe Grass schlurfen“ beschrieben werden, obwohl das nicht der Name des gemeinsamen Projektes ist.

Formen des hündischen Denkens als alternative kognitive Prozesse sind gleichwertig, wenn nicht menschlichem Geist und menschlichen Sinnen überlegen und öffnen ein Feld mit variierenden Wegen, uns in der Welt zu finden. Wenn das, was wir normalerweise denken, untrennbar mit taktilem Fühlen, Schmecken, Berühren und körperlichem Empfinden verbunden ist, kommt ein neues Verständnis für unsere Modi der Existenz zustande.

Mein Wunsch ist, unsere hartnäckigen Beziehungen mit Hunden in unseren Gesellschaften zu hinterfragen. Wir sind die, die denken, dass Hunde eine Begleiter-Spezies sind, aber was denken Hunde? Das ist Forschung, die die Unterdrückung von Tieren durch das menschliche Bedürfnis nach Intimität aufzeigt, mehr noch als dem eher intuitiven Argument anzuhängen, das Menschen als die sieht, die Tiere vor der Schinderei retten, indem sie sie in unsere Zuhause bringen. In unseren intimen Beziehungen mit Tieren schaffen wir eine extra-menschliche Zone, in der wir Tiere lieben und sie in einem Ausmaß zu Partnern machen, sodass Haustierbesitz ein neuer Modus des Managements geworden ist.“

Deep Dive: Mossbelly Research Project
Angela Schubot & Shelley Etkin

Das Mossbelly Research Project erforscht verkörperte Wege, mit dem Wissen und den Einsichten von Pflanzen und Pflanzenbewusstsein präsent zu sein. Angela Schubot und Shelley Etkin bringen breitgefächerte Erfahrungen zusammen, die Praktiken für die Kommunikation mit pflanzlichen Wesen unterstützen und anbieten. Gemeinsam bringt ihre Arbeit Tanz und Embodiment mit heilenden Praxen zusammen. Sie erforschen Methodologien, um mit speziellen Pflanzen in Resonanz zu gehen, in denen und Räume für Wissensaustausch eröffnen, die die Körper hin auf eine Wechselseitigkeit mit Pflanzen, Land und anderen Wesen in einer geteilten Ökologie bewegen.

Angela und Shelley unterstützen eine somatische Reise, um Qualitäten zu erlernen, die sie aus der Resonanz mit Moos lernten. Durch eine Kombination körperlicher und wahrnehmender Einstimmungen, Vorstellungen und sprachlichen Impulsen können die Teilnehmenden erfahren und damit experimentieren, wie sie Moos mit ihren (menschlichen) Körpern begegnen können. Diese meditative Reise haben Angela und Shelley in den letzten Jahren ihrer Moos-Begegnungen laufend angepasst. Die Haut der Erde, der Polyrhythmus des Körpers, das Wachsen auf anderen Strukturen und das Werden zu einem Boden für andere - das alles werden Kanäle sein, durch die sich die Teilnehmenden mit dem Bewusstsein von Moos verbinden. Angela und Shelley können dies als erfahrungsbasierte Meditation für Körper anbieten, die eher still bleiben und durch ihren gefühlten Sinn und ihre Vorstellung wandern, als auch für Körper, die in einen Prozess der Bewegungsforschung einsteigen

Deep Dive: Through These Fibres. An introduction to technosomatic practices
Klaas Devos/Reach and Collabs.

„Im ersten Teil des Deep Dive stelle ich S0M_AI vor, eine interaktive somatische Tanzschnittstelle. S0M_AI ist eine Software, die kontrollierte Audioscores und Visualisierungsübungen für Bewegungsimprovisation generiert, die auf laufender teilnehmender Feldforschung basieren und die ich 2020 als Teil meines praxis-basierten PhD in Tanz begann. Nach einer kurzen Einführung werde ich vorschlagen, mit der Software zu experimentieren. Eine Betaversion zum Download wird verfügbar sein. Eine Feedbacksession für Nutzer*innen wird später in diesem Jahr organisiert werden.

Ich setze damit fort, wie ich S0M_AI in Kombination mit aktuelleren Technologien nutze. Ich werde auf eine Kooperation zwischen Klaas Devos/Reach and Collabs und LWT3 engineering lab eingehen. Wir entwickeln einen Smart-Suit mit Bewegungstasten und Biodaten-Sensoren, um Tanzempfindungen in Echtzeit abzugleichen. Die Fallstudie dient dazu, zu klären, wie Tanzpraxis gegenüber einigen Themen, die auftauchen, wenn man eine konventionelle Tanzpraxis an technologische Umgebungen anpasst, resilienter werden kann.

Um die adaptiven/resilienten Prozesse in technosomatischen Praxen zu klären, kreiere ich Through These Fibres. Das ist eine Online-Plattform zur Unterstützung und zum Austausch von Tänzer*innen in ihren technologischen Forschungen. Die Struktur von Through These Fibres verlässt sich auf drei Charakteristika von technosomatischen Praxen: oberflächliche verkörperte Wahrnehmung, Geometrie in hybriden (virtuellen und analogen) Performanceräumen und digitale und körperliche Zeitlichkeiten (verkörperte Reaktionszeit und berechnete Prozesszeit). Ich schlage vor, mit einem Gesprächskreis zu schließen, in dem wir unsere Erfahrungen mit diesen Herausforderungen teilen.“

Deep Dive: The f/old as corporeal carrier bag
Glenna Batson & Susan Sentler

„Unsere laufende Praxis als Forschung mit ‘the f/old as somatic/artistic practice’ ist in ihrem elften Jahr und knüpft direkt an das Interessensfeld des Symposiums an. Glenna als erfahrene Somatic Practitioner und Susans tiefen somatischen Wurzeln im künstlerischen Schaffen sind Bereiche, die den Diskurs in Tanzfeldern, in der Kreativität und der Dokumentation etc. herausfordern und den Dialog anbieten. Dieser Deep Dive wird in einem hybriden Setting gehalten, in dem analoge und Online-Teilnahme möglich ist.

Was kann eine Falte sein? Eine Tasche, ein Gefäß, Mutterleib, Fach, Höhle, Grube, Spalt, Klappe … ein (anderer) Weg, in die Körperlichkeit durch taktile Entdeckungen der Lebendigkeit von Dinglichkeit einzusteigen. In unserer gemeinsamen Zeit wird das virtuelle Kollektiv die Falte, f/old – eine Praxis für somatisches und künstlerisches Schaffen – erforschen, um Dinge auftauchen zu lassen. Das f/old wird alchemistisch durch improvisiertes Versprachlichen, durch Gestik und das Kollagieren von Medien. Es ist eine tastbare Konversation, eine, die die Riemen löst, die die tektonischen Schichten erinnerter Texturen bindet und zu Tage bringt, das Reiben, das Schlüpfen und Rutschen von Oberflächen, aus der Vergangenheit und aus dem Moment. Hier liegen die Entdeckungen … was klebrig und festgefahren im Bekannten ist, dann, wenn es mit dem Durchlässigen und Flüssigen im Unbekannten zusammentrifft. In dieser Raum-Zeit wird das virtuelle Kollektiv das Konzept des „Tragebeutels“, eines kulturellen Rests erforschen, der ein In-vestment in das sichere Führen und das Übertragen der Geschichtlichkeit ist. Es ist in diesem sich wiederholenden Nährboden, in dem wir Körper/Raum/Objekte (sammeln, auswählen, sorgen), der als Prozess archiviert ist, nicht als Produkt. Komm und tauche in unsere gefalteten Topografien ein und aus ihnen heraus, alles Teil unseres höhlenreichen Universums der Berührung.“ 

RESIDENCY: MA – PREGNANT NOTHINGNESS#2

Host: Defne Erdur
17.–21. Juli 2023, 10:00–16:00
Ort: tba

Die letztjährige Residency im Rahmen des IDOCDE Symposiums war dem Konzept von MA gewidmet. Damals verfolgten wir den Wunsch, einen „leeren Raum“ zu ko-kreieren, als Intervall, als Schwelle. Wir wollten Zeitlosigkeit, Raumlosigkeit, „trächtiges Nichts“ erfahren, um uns selbst zu verwandeln, um zu entdecken, uns zu erholen, uns mit unseren kreativen Potentialen als Künstler*innen, Forscher*innen, Lehrer*innen, Ermöglicher*innen, Student*innen jedes Wissensfeldes – als neugierige Wesen auf diesem Planeten – zu verbinden. Und wir waren erstaunt über das, was uns unser Ruhen im Ma schenkte. In der heurigen Residency werden wir denselben Wunsch verfolgen, gemeinsam „Leere“ zu schaffen, als etwas, das berührt werden kann und als etwas, das berühren kann. Berührung wird unser Orientierungshandwerk sein, wortwörtlich und im übertragenen Sinn, wenn wir MA erforschen. Wie richtet Berührung unsere Erfahrung des Entdeckens aus? Wie richtet uns Berührung für unsere Erholung aus? Mit welchen „versteckten Wirklichkeiten“ können wir in Berührung kommen, wenn wir uns von dem, „was (noch) nicht da ist“, taktil leiten lassen? Du bist eingeladen, in einem offenen Raum zu koexistieren, um in Leere und Berührung einzutauchen.

RESIDENCY: ECOTONE#2

Hosts: Anouk Llaurens, Eva Maes & Julien Bruneau 
17.–21. Juli 2023, 10:00–16:00
Ort: tba

Ecotone sind Labore, die innerhalb des Rahmens von Replays, variations on Lisa Nelson’s Tuning Score, der künstlerischen Forschung, die Anouk Llaurens initiierte, vorgeschlagen werden. (Siehe: http://somework.be/pages/Replays - annotation-14f1b) Replays zielt darauf ab, die Kultur der Tuning Scores durch künstlerische und pädagogische Brechungen zu feiern und weiterzuführen. Lisa Nelsons Tuning Scores bieten eine Praxis für das Kollektiv an, eine Praxis, miteinander zu leben und zu komponieren – mit allen Kräften im Spiel – und machen besonders ausdrücklich die Differenzen und Reibungen klar, die in einem geteilten Raum präsent sein können. Dies lehrt uns, mit unseren Uneinigkeiten zu komponieren. Für Ecotone#2 lädt Anouk Llaurens Julien Bruneau (Choreograf, Tänzer und bildender Künstler) und Eva Maes (Tänzerin) ein, die beide die Tuning Scores verschieben und kreolisieren, um neue Formen zu schaffen. Anouk und ihre Gäste werden eine ihrer künstlerischen und theoretischen Praxen teilen, die in Fortsetzung, Verbindung und Resonanz zur Arbeit von Lisa Nelson stehen.
Im Öffnen einer Übergangszone zwischen Replays und den Forschungen der Teilnehmer*innen werden diese eingeladen, ihre Forschung zu praktizieren und dabei die möglichen Resonanzen, Treffpunkte oder Reibungen mit dem zu beobachten, was Anouk und ihre Gäste mitbringen. Ein Ökoton ist eine Übergangszone zwischen mehreren Ökosystemen. Es agiert in Beziehung zu den Bewohner*innen und verbindet, trennt und verändert die Lebensräume, die das Ökoton begrenzen. Für Tänzer*innen und Kunstforscher*innen, die an den Tuning Scores, an Uneinigkeiten und am Lernen über ihre Forschung durch das Zusammentreffen mit anderen Wegen des Seins, Sehens und Tanzens interessiert sind. Bring eine Forschungsfrage mit, bereit, deinen Empfindungen wahrzunehmen und dich aus ihnen heraus zu bewegen!

BIOGRAFIEN

Efva Lilja
Efva Lilja arbeitet mit Choreografie als Tanz, Bildsprache und Text in Werken, die uns durch verschiedene Schichten von Bewusstsein, erotischen Episoden, kontemplativer Ruhe oder Verspieltheit führen, oft mit politischen Anspielungen. Ihre Arbeiten sind sowohl unterhaltsam als auch beunruhigend, da sie die grundlegende menschliche Verfassung mit suggestiver Kraft angehen. Sie ist eine unkonventionelle Künstlerin, die choreografierte Sequenzen in der Gestaltung einer Wirklichkeit benutzt, die alltägliche Ereignisse und Aktivitäten verwandelt und ihnen neuen Ausdruck schenkt. Sie kreiert transdisziplinäre Arbeiten, die als schön, poetisch, kontroversiell und wegweisend beschrieben wurden. Ihre Arbeiten wurden in rund vierzig Ländern gezeigt und ihre Bücher und Artikel in mehrere Sprachen übersetzt. www.efvalilja.se

Katy Dymoke
Katy Dymoke hat die Leitung von Touchdown Dance inne. Seit 1994 kreierte sie Projekte und Produktionen, die Menschen mit Sichteinschränkungen und sehende Tänzer*innen zusammenführen. Katy arbeitet als berührungs- und bewegungsbasierte Spezialistin mit allen Altersstufen und Fähigkeiten. Als Psychotherapeutin mit Tanz- und Bewegungsspezialisierung und Supervisorin erforschte sie in ihrem Doktorat den Einfluss von Berührung in ihrer Praxis und veröffentlichte mehrere Artikel zu diesem Thema. Als Leiterin von Embody-Move, dem britischen Trainingsprogramm für Body-Mind Centering®, gestaltet Katy laufend BMC®-Training und -Unterricht in diversen Kontexten. Katy ist heuer eingeladen, im ImPulsTanz Symposium for Dance and Other Contemporary Practices: Lace #1 – Topographies of Touch ein Podium zu leiten.
www.touchdowndance.co.uk

Mayfield Brooks
Mayfield Brooks improvisiert als Schwarze Person und lebt in Lenapehoking, dem Land des Lenape-Volkes, auch bekannt als Brooklyn, New York. brooks arbeitet in bewegungsbasierter Performancekunst, singt, beschäftigt sich mit städtischer Landwirtschaft, schreibt und verbringt ihre Zeit auch damit, umherzustreifen. brooks unterrichtet und performt Praktiken, die aus Improvising While Black (IWB) entstehen, einer interdisziplinären Tanzmethodik, die die zersetzenden Angelegenheiten des Lebens schwarzer Menschen erforscht und sich mit Tanzimprovisation, Desorientierung, Dissens und der Ahnenheilung beschäftigt. brooks erhielt 2021 den alle zwei Jahre verliehenen Merce Cunningham Award der Foundation for Contemporary Arts und wurde 2021 für den Bessie/New York Dance and Performance Award für den Tanzfilm Whale Fall nominiert. brooks war 2022 Danspace Project Platform Artist und ist derzeit Hodder Fellow an der Princeton University.

Anouk Llaurens
Anouk Llaurens tanzt, unterrichtet, forscht und praktiziert Shiatsu. Seit ihrer Begegnung mit der Arbeit von Lisa Nelson (Tuning Scores) 1998 ist sie in Praxen von Aufmerksamkeit involviert. In ihrer derzeitigen Forschung untersucht Anouk die Auffassung von „Erfahrung als Dokument“ und entwickelt, was sie „poetische Dokumente“ in Form von Performances und partizipativen Praxen nennt. Sie unterrichtet Improvisation/Choreografie am Königlichen Konservatorium von Antwerpen und in zahlreichen Tanz- und Kunstprogrammen Europas. Sie wirkte bei der Online-Publikation Mind the Dance mit. Sie arbeitet mit dem belgischen Künstler Julien Bruneau und lebt in Brüssel.
anoukllaurens.be

Eva Maes
Eva Maes, flüchtete, nachdem sie ihr MA in Geschichte erhalten hatte, ins Cunningham Dance Studio in New York. Dort genoss sie als ihre Lehrer verschiedene Tänzer*innen der Merce Cunningham Company aus mehreren Generationen (Meg Harper, Louise Burns, Carol Teitelbaum, Foofwa d’Immobilité, Robert Swinston, ua) und Merce Cunningham selbst. 2003 lernte sie die Tuning Scores von Lisa Nelson kennen, was zu mehreren Workshops und Kooperationen mit ihr und der Gruppe Tuning Space – Brussels führte, und startete ihre Auseinandersetzung mit Body-Mind Centering®. 2006 wurde sie als Practicioner zertifiziert, 2019 als BMC® Teacher. Sie assistierte Bonnie Bainbridge Cohen in zahlreichen Workshops in New York, Brüssel, Bratislava, Berlin, Amsterdam, Claremont und unterrichtet BMC® in Italien, Brasilien und am Königlichen Konservatorium Antwerpen. Im Tanz arbeitet sie mit Chantal Yzermans/Radical Low und Anouk Llaurens. Sie liebt es, sich zwischen diversen Kontexten von Ausbildung, Kunst und Forschung zu bewegen. Sowohl das Projekt ´Embodiment Embroidery´, das sie mit ihrem Master in Dance am Königlichen Konservatorium Antwerpen abschloss, als auch ihr Forschungsprojekt ´Transmitting the Body´, das sie in der Plattform CORPoREAL entwickelte, betonen ihren Wunsch, Embodiment im Verhältnis zu Vermittlung als Kernthemen des Tanzes zu erforschen. www.evamaes.wordpress.com

Julien Bruenau
Julien Bruneau arbeitet als Künstler mit Präsenz, Bewegung, Zeichnen und Sprache. Sein Interesse liegt im dynamischen Zusammenspiel von Innerlichkeit und Kollektivität und nimmt unterschiedliche Formen an: Performance, Installation, Ausstellung, Veröffentlichungen, Labore oder Vermittlung. Er hat zwei Masters inne, einen in Bildender Kunst (ENSAV La Cambre, Brüssel) und einen in Choreografie (AMCh, Amsterdam) und schloss das Forschungsprogramm THIRD (Das Research, Amsterdam) ab. Er schreibt und arbeitet als Herausgeber im Feld künstlerischer Forschung, insbesondere für oralsite.be und Revue Corps Objet Image (2016-2022). Sein erstes Buch Fields wurde von Varamo Press im Dezember 2022 veröffentlicht. Seit 2020 unterrichtet er Authentic Movement.

Defne Erdur
Defne Erdur ist eine Bewegungsspezialistin, Forscherin und Therapeutin, die in den Bereichen darstellende Künste, Gesundheit und Bildung arbeitet. Sie hat eine Ausbildung in zeitgenössischem Tanz (PhD), Soziologie (BA, MA), Inter-model Expressive Art Therapy and Creativity, Meditation (World Peace Initiative) und Trauma-Heilung (Somatic Experiencing, Integral Somatic Psychology, Full Embodiment, TRE, Deep Tissue Release und Trigger Point Massage Therapy). Sie arbeitete mit Pionieren der Somatik und verschiedenen therapeutischen Modalitäten und praktiziert und forscht aktiv an einem tieferen Verständnis des Körpers als bio-psycho-soziales Ganzes. Sie engagiert sich für den Aufbau sicherer, inklusiver und kollaborativer kreativer Umgebungen und bietet Workshops (Hunting Gathering Cultivating, Every Body Knows, Consent Improvisation) und Residencies (MA-Pregnant Nothingness, Moving Library, Into the Light) auf der ganzen Welt an. Sie reist und arbeitet mit verschiedenen Gruppen, von professionellen Tänzer*innen und Amateur*innen bis hin zu Therapeut*innen, von Frauen und LGBTQIA+-Menschen bis hin zu Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In den letzten Jahren konzentrierte sie sich auf die Gründung und Koordinierung humanitärer Arbeitsgruppen zur Traumaprävention und -heilung (SE Turkey Covid-19 Support for Health Practitioners, SE Ukraine Task Force, World Human Relief-SE Turkey Earthquake Solidarity). Heute erholt sie sich von ihrem Burnout, findet zu ihren eigenen Ressourcen zurück und baut sich ihr Zuhause auf. Sie glaubt an die Freude.

Pavleheidler
pavleheidler (they/them) (ADHD-autism) ist ein Bewegungs-und-Wort-Künstler*in und Aktivist*in, Lehrende Person, Kurator*in und Forscher*in. Pavles Arbeiten möchten ermutigend für das fortlaufende Re-formieren im Feld der sich entwickelnden queeren kritischen Praxis wirken. www.pavleheidler.com

Deirdre Morris
Deirdre ist eine interdisziplinäre, site-spezifische Installations- und Performancekünstlerin, Lehrende, Regisseurin und Kuratorin. Deirdres künstlerische Arbeit fokussiert auf beziehungsorientierte Somatics, kontemplative Praxen, das Nervensystem, Umweltökologie und soziale Gerechtigkeit. Vor kurzem in einer Serie von Kurzfilmen, Installationen und damit verbundenen Workshops: Land/Baum/Himmel/Fenster mit ihrer kooperierenden Partnerin Esther Baker Tarpaga. Deirdres Arbeiten erforschen die Beziehung zwischen der organischen natürlichen Welt, menschgemachten Strukturen, Ideen und Geschichten und Begehren, die wir an sie richten. Deirdre leitet ihr eigenes Projekt ‘The Forgotten Body Remembers’, einen Ort für beziehungsorientierte Somatics und kontemplative Praxen, und ist im Kurator*innen-Team von Lace #1. Sie erhielt ihr MFA von der University of California Davis (2014), wo sie sich auf Studien über kontemplativen Praxen und über den performenden Körper fokussierte. Deirdre ist daran interessiert, verkörpertes Wirken zu mobilisieren – durch wechselseitige Beziehungen und tiefe Meditation, die Linderung anbieten. Deirdre verbringt ihre Zeit in den Wäldern und Bergen rund um Santa Fe, New Mexico, wann immer möglich.

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Date: 30.09.2023, 19:23 | Link: https://impulstanz.com/symposia