Workshops 2012

Workshops 2012

© Robbie Sweeny

Jassem Hindi
Manipulating Concepts

© Robbie Sweeny
O
Intensive 3, 4.8.+5.8.2012
10:00–12:30 + 15:00–17:30
Arsenal 4
Manipulating Concepts Stottern und Struktur: wie bringt Sprache einen idiotischen Körper hervor? Die Grundidee dieses Theorie-Workshops ist es, „Nicht-Spezialisten“ in die Manipulation von Konzepten einzuführen. Vor allem jene Konzepte, die von der westlichen Philosophie hervorgebracht wurden – auch bekannt als Metaphysik – sowie deren post-, pop- und pseudowissenschaftliche Ableger. In erster Linie geht es darum, Tanz- und Performanceschaffenden, die im Laufe ihrer Karriere immer wieder wegen konzeptuellen Fragen und Arbeitsweisen unter Druck gesetzt werden, mit der Frage zu konfrontieren, ob sie ihre Arbeit rechtfertigen oder Konzepte als „choreografische“ Hilfsmittel nutzen wollen. Wir werden, sowohl die historische Perspektive (um diese Konzepte zu benennen und deren Zusammenhänge zu verstehen), als auch die thematische Perspektive – die Spannung zwischen Sprache und Körper in der Artikulierung von Wahrheitsgehalten – durchleuchten. Konzepte bringen Strategien mit sich. Wir nutzen und teilen diese Elemente und machen sie zu unserer Praxis. Wir werden, zumindest als Amateure, unser Wissen über Konzepte, auf die man gestoßen ist, teilen – sowohl deren historische, als auch ideologische Hintergründe. Das Ziel ist, Theorie als Praxis und als offene Recherche zu betrachten. Der Workshop ist ein Versuch, die Beziehung zwischen Körper und Sprache zu hinterfragen, und zu untersuchen, wie die Spannung zwischen den beiden Elementen als Wahrheit zum Ausdruck gebracht wird. Diese Problematik wird durch einen stotternden Körper entlarvt, ein Symptom dieser Spannung. Es handelt sich nicht um etwas Glorreiches oder Verwirklichtes, sondern um eine Ansammlung an Unentschlossenheiten. Was kann ein idiotischer Körper, autistisch und undurchsichtig, über unsere Konzept-abhängige Arbeitsweise erzählen? Wie können uns Konzepte zum stottern bringen? Der Workshop ist folgendermaßen gegliedert: - ideologische Elemente / die Geschichte der Philosophie in 150 Minuten: Wir überfliegen die Geschichte von Konzepten, basierend auf der Problematik von Körper / Sprache / Wahrheit. Drei weitere Themenbereiche werden unterschiedlich lang behandelt, je nachdem, was wir für die homogene Recherche für hilfreich halten: - Geschichten und Erzählungen: Wir besprechen einige konzeptuelle Welten und philosophische Erzählungen, wie z.B.: „Es gibt keine sexuelle Beziehung“, „Das Recht auf Gastfreundschaft“, „Der Meister des Wissens“, „Wie schlägt man eine Brücke“, „Die vier großen Fehler der Menschheit“, „Sainte Victoire“. Wir werden nicht alle abdecken. Das Ziel ist es einen Überblick über Konzepte zu bekommen, die in jüngster Vergangenheit erfunden und genutzt wurden, diese auszuprobieren und zu hinterfragen. Dadurch werden wir verschiedene Weisen enthüllen, wie die Präsenz des Körpers in diesen Konzepten behandelt wird, sowie Konsequenzen daraus. - Elemente von Ideologie / der Mythos Humanismus: Ich möchte das Unmögliche versuchen und in das Geheimnisvolle von zeitgenössischer Philosophie einführen und uns mit dem, aus dem Strukturalismus entstandenen Problem des „sprechenden Körpers“, vertraut machen, wobei die Beziehung zwischen Körper und Sprache nicht losgelassen wird. Es werden berüchtigte Namen fallen, wie: Lacan, Wittig, Derrida, Levi-Strauss, Foucault, Farge, Deleuze, Veil, Cixous, Agamben, Althusser, Saussure, Kristeva... Eine unmögliche und oberflächliche Vereinheitlichung von verschiedenartigen Charakteren, die zum Scheitern verurteilt ist. In jedem Fall ist es ein Streifzug durch Ideologien und Konzepte der jüngeren Vergangenheit. - Strategien: eine kritische Untersuchung der konzeptuellen Praxis in der Performancekunst Die Grundidee ist unsere eigene Arbeitsweise mit dieser Problematik zu konfrontieren und uns gegenseitig aufzuzeigen, wie wir Konzepte oder körperbezogene Praxis, die in Konzepte eingehüllt ist, erkennen können. Wir teilen unser Wissen über unseren Umgang mit diesen theoretischen Objekten. Die auferlegte Aufgabe ist endlos, aber wir können zumindest versuchen, einige Objekte aufzudecken und den Zauber der sinnlosen Worte zu analysieren.
Jassem Hindi
© Emilia Milewska
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Date: 20.04.2024, 00:55 | Link: https://www.impulstanz.com/workshops/id2050/