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Workshops 2013

Workshops 2013

© Robbie Sweeny

Jassem Hindi
The Concept and the Idiot

© Robbie Sweeny
Adv
Intensive 3, 3.8.+4.8.2013
12:25–14:55 + 17:30–20:00
Arsenal 4

The concept and the idiot

Die Grundidee dieses Theorie-Workshops ist es, „Nicht-Spezialisten“ in die Manipulation von Konzepten einzuführen, vor allem jener Konzepte, die von der westlichen Philosophie hervorgebracht wurden. In erster Linie geht es darum, Tanz- und Performanceschaffenden, die im Laufe ihrer Karriere immer wieder wegen konzeptuellen Fragen und Arbeitsweisen unter Druck gesetzt werden, mit der Frage zu konfrontieren, ob sie ihre Arbeit rechtfertigen oder Konzepte als „choreografische“ Hilfsmittel nutzen wollen.
Wir werden uns auf die Vorstellung von einem glorifizierten Idioten stützen – eine Person, die sich durch eine Welt voller Konzepte bewegt, während sie aber auf die Merkwürdigkeit des eigenen Körpers beharrt. Was kann dieser idiotische Körper – autistisch und einzigartig – über eine Konzept-bezogene Arbeit erzählen?

Auf den Punkt gebracht: wir werden unser kritisches Wissen über einige Konzeptauslegungen, die mehr oder weniger oft im Bereich des Tanzes wiederkehren, sowie deren historische, als auch ideologische Hintergründe, teilen. Das Ziel ist, Theorie als Praxis zu betrachten. Es ist eine offene Recherche für uns alle.

Die Geschichte des Wissens ist auch die Geschichte der Gewalt, die am Körper ausgeübt wurde. Wir werden dieses Phänomen genauer unter die Lupe nehmen, zu unserem Zweck verwenden und mithilfe von verschiedenen Techniken nach Wegen suchen, Ideologien und Machtpositionen (inklusive meiner als „männlichen“ „Lehrer“) zu zerlegen, eine davon: das Fragen stellen.

Der Workshop ist in folgende Mini-Projekte gegliedert:

- Ideologische Elemente / die Geschichte der Philosophie
Wir überfliegen die Geschichte von Konzepten, basierend auf dem Zweiergespann: Körper und Sprache.

- Geschichten und Behauptungen
Wir besprechen einige konzeptuelle Welten und philosophische Erzählungen, wie z.B.: „Hexerei, Frauen und der geleugnete Körper – was ist experimentelles Wissen?“, „Es gibt keine sexuelle Beziehung“, „Die Gesetze der Gastfreundschaft“, „Der Meister des Wissens“, „Wie schlägt man eine Brücke“, „Das Denken in Fragmenten“. Dennoch werden wir nicht alle abdecken. Das Ziel ist es, einen Überblick über Konzepte zu bekommen, die in jüngster Vergangenheit erfunden und genutzt wurden, diese auszuprobieren und zu hinterfragen. Dadurch werden wir verschiedene Möglichkeiten enthüllen, wie die Präsenz eines Körpers in diesen Konzepten behandelt wird, sowie welche Konsequenzen diese mit sich bringen.

- Elemente von Ideologie / der Mythos Humanismus
Ich möchte das Unmögliche versuchen, eine Einführung in das Geheimnisvolle der zeitgenössischen Philosophie geben und uns mit dem, aus dem Strukturalismus entstandenen Problem des „sprechenden Körpers“, vertraut machen, wobei die Beziehung zwischen Körper und Sprache beibehalten wird. Es werden berüchtigte Namen fallen, wie: Lacan, Wittig, Derrida, Levi-Strauss, Foucault, Farge, Deleuze, Veil, Cixous, Agamben, Althusser, Saussure, Kristeva, etc. – eine unmögliche und oberflächliche Vereinheitlichung von verschiedenartigen Charakteren, welche zum Scheitern verurteilt ist. In jedem Fall ist es ein Streifzug durch Ideologien und Konzepte der jüngeren Vergangenheit.

- Strategien: eine kritische Untersuchung der konzeptuellen Praxis in der Performancekunst
Die Grundidee ist, unsere eigene Arbeitsweise mit dieser Problematik zu konfrontieren und uns gegenseitig aufzuzeigen, wie wir Konzepte oder körperbezogene Praxis, die in Konzepte eingehüllt ist, erkennen können. Wir teilen unser Wissen über unseren Umgang mit diesen theoretischen Objekten.

Die auferlegte Aufgabe ist endlos, aber wir können zumindest versuchen, einige Objekte aufzudecken und den Zauber der sinnlosen Worte zu analysieren.

Jassem Hindi
© Emilia Milewska
© Emilia Milewska
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Date: 24.04.2024, 12:02 | Link: https://www.impulstanz.com/workshops/id2222/